Donnerstag, 19. März 2009

Once upon a time in india - Was bisher geschah

Es war einmal ein riesiger Kontinent Namens 'Gondwana'. Wenn wir mal eben 400 Mio Jahre durch die Zeit zurueck reisen koennten wuerde sich der Ort an dem wir uns gerade aufhalten so etwa in der Gegend des 40. Breitengrades suedlicher Breite und zwischen dem Nullten und 10ten Laengengrad oestlicher Laenge aufhalten, also etwas suedlicher als das Kap der guten Hoffnung heutzutage. Erst 250 Mio Jahre spaeter hatte der allmaechtige ueber uns andere Plaene mit Gondwana und spaltete den indischen Subkontinent von der afrikanischen Platte und entsandte sie so langsam gen Nordosten. Der Unterhaltung halber geschah dies mit viel Krachbumms und Silvesterraketen um die nichtgeologische Fraktion unserer Leserschaft nicht zu langweilen. So weit so gut...der indische Subkontinent cruiste also nahezu weitere 240 Mio Jahre scheinbar ziellos gen Nordost durch die Tethys (so nennt man das Meer der damaligen Zeit) bis sie quasi an die eurasische Platte andockte und sich an ihrer heutigen Postition einfand. Das machte dann sowas wie "Knack", klingt zwar komisch, ist aber so. Resultierend aus diesem nicht allzu freundlichen Aufeinandertreffen der zwei Platten gabs wieder eine Menge Krachbumms und Silvesterraketen ind Form von Vulkanen und Erdebeben und all so nem geologischen Geschmarrns.

Es begab sich also zu der Zeit, und jetzt ist wieder die Rede von der Gegenwart liebe Leserinnen und Leser, dass ein kleiner Trupp bestehend aus 20 tapferen Junior-Geologen aus Erlangen, angefuehrt von zwei weisen, ortskundigen Lehrkoerpern, sich auf die weite Reise nach Indien begaben um sich der Erforschung des geologischen "Gewurschtels" (nach Ferdl et. al. 2009) anzunehmen das die zwei lusitgen kontinentalen Platten damals mit sich angestellt haben.

An diesem Punkt verweise ich gerne ein Stueck weiter nach unten in unserem Blog und wage einen Sprung weiter nach vorne zum zweiten Teil unserer Reise...den ohne das mit der Geologie :D



Was bisher geschah...

...nachdem wir die wunderschoene Idylle des Palmenbesaeumten Sandstrandes in Palolem (ich wuerde es in Palm-olem umtaufen) verlassen haben werde ich euch hier mal eben in short-form zusammenfassen. Im folgenden bitte ich zu entschuldigen wenn ich teilweise in die englische Sprache ausweiche aber das hat sich momentan im Hirn so breitgemacht...manchmal reden sogar wir drei einfach so ein wenig auf englisch bis wir merken dass wir alle deutsch verstehen.

Von Palolem aus machten wir uns auf die Reise weiter in Richtung Sueden, genauer gesagt nach Calicut, das gerdae mal 9h Zugfahrt von uns ertfernt lag. Dort kamen wir so um 5 Uhr morgens an, wir konnten im Zug gluecklicherweise auf +/- Betten schlafen, und bestiegen wie weiter unten schon beschrieben den Berg-sprinter-ich-geh-mit-meinem-fuss-nie-vom-gaspedal-Bus um endlich nach langer Reise in Kalpetta anzukommen. Kalpetta ist nicht Kalkutta und befindet sich im Wyanad-Distrikt im indischen Bundesstaat Kerala.
Kalpetta ist ein wunderschoener kleiner geschaeftiger Ort etwas weiter oben gelegen an den sich scheinbar doch recht selten Touristen verirren sollten. Um so irritierter waren wir als wir in unserem Hostel auf massig andere deutsche Studenten trafen. Dies sollte sich allerdings als Vorteil fuer uns herausstellen als wir ein Stuttgarter Paerchen in unserem Alter kennengelernt haben mit denen wir zusammen auf 'Safari' durch den Dschungel fahren konnten.
Wir machten uns also mit einem Jeep auf durch die Wildnis um vorbei an tosenden Wasserfaellen, riesigen Tee- und Kaffeeplantagen, Gruben voller gefaehrlicher Schlangen und anderer toedlicher Tiere (Tieger, Elefanten, Affen (putzig die kleinen), Hunde, Katzen, Kuehe, Bueffel, Flughoernchen, etc.) die steilen Klippen hoch bis zu den nicht vorhandenen Wolken zu erklimmen um am Abend erschoepft aber mit einem erfuellenden Reichtum an Gelaendeerfahrung wieder in die bruetend warme Nacht zu entschlafen.
Nach dieser praegenden Erfahrung mussten wir uns leider auch schon wieder von unseren zwei Wegbegleitern verabschieden um sie doch gleich wieder im Zug weiter gen Sueden nach Kochi genau neben dem unseren Schlafabteil wiederzutreffen.
Angekommen in Kochi nach nicht wieder unanstregenden 7h Zugfahrt fanden wir auf der Insel "Fort Kochi" eine kleine nette Unterkunft und trafen uns nach einem herrlichen Sonnenuntergang erstmal mit den beiden Stuttgartern zum Abdenessen. Kuriose Ereignisse dieses Abends entnehmt ihr weiter unten aus Christophs Kolumne.
Nach einer Nacht stroemenden Regens wie ich ihn noch nie zuvor erlebt habe folgte ein wunderbar schwueler tag den wir zum herumschlendern in der Stadt nutzten und einige kleinere Einkaeufe taetigten. Es war mal wieder an der Zeit sich von unseren zwei Teilzeitgefaehrten aus Stuttgart zu verabschieden um unsere Reise gen Sueden weiter vortzusetzen und mit dem Zug nach Kottayam zu fahren von wo aus wir mit einer Faehre in weitere Abenteuer aufbrechen sollten.
Doch fuer diesen Teil der Reise liebe Leserinnen und Leser muss ich euch leider auf ein ander
Mal vertagen denn die Nacht bricht herein und ich habe noch eine Verabredung mit den Moskitos in meinem flauschig kuscheligen Bettchen.
So als denn gute Nacht und Gruesse nach Deutschland.

To be continued...

Donnerstag, 12. März 2009

ein Aperitif, Reis mit Scampisosse und als Nachschlag gibt's n Faustschlag

Dies ist die Geschichte von einem Restaurant. So wie es den Anschein hat, ein voellig normales Restaurant mit voellig normalen Bediensteten. Sie servieren, sie bringen die Rechnung und sie kassieren.
Doch Irgendetwas ist anders. Sie sind nicht sooo freundlich wie anderswo, ihr Gesichtsausdruck nicht ganz so weich wie er eigentlich sein sollte und sie sind nicht ganz so aufmerksam wie wir es eigentlich aus indischen Lokalen gewoehnt sind.
Gestern haben wir erfahren wieso dem so ist. Denn das Restaurant befindet sich im Krieg und die Kellner muessen neben ihren Kellnertaetigkeiten an der Front auf Leben und Tot kaempfen. Die Brutalitaet der Strasse hat sie hart und unerbittlich gemacht, wobei jeglicher Respekt anderen Menschen gegenueber verloren gegangen ist.

Am Besten ich fange von vorne an:

Als wir gestern im Fort Kochi ankamen, verabredeten wir uns mit unseren beiden Bekannten aus Kalpeta, der Susanne und dem Robert aus Schwaben fuer den Abend zum Essen. Wir trafen uns um 19 Uhr bei den malerischen, chinesischen Fischernetzen und begaben uns in das erstbeste Lokal, in dem zu unserer Ueberraschung nur Auslaender assen. Bis jetzt war es immer so, dass die Restaurants doch von indischen Kunden dominiert waren. Nun, wir sassen uns an den freien Fensterplatz, bestellten unser Essen bei dem etwas komisch wirkenden Kellner und assen.
Bis zu diesem Zeitpunkt ein ganz normaler Abend. Irgendwann, wir waren mit dem Essen schon fast fertig, begann vor unserem Fenster - wir hatten also Logenplaetze -die Tragoedie. Ein relativ alter Inder schlug einem anderen, etwas Juengeren, ins Gesicht. Sehr schnell stroemten von allen Seiten Maenner hinzu und schlossen sich der Schlaegerei an. Als es wieder vorbei zu sein schien und wir uns ueber die Brutalitaet dieser doch recht harten Konfrontation ausgelassen hatten, drehte ich mich um um ein Wasser zu bestellen. Doch unser Kellner war weg. Ich drehte mich zurueck und da war er. Ausserhalb des Restaurants mit einem grossen Stein in einer Hand, den er recht zielgenau auf einen Kaempfer der scheinbar gegnerischen Partei zufliegen lies. Es wurden Steine zurueckgeworfen und das Ganze fing von vorne an.
Nach einem Weilchen erschien er wieder im Restaurant, und brachte mir mein Wasser als ob nichts passiert waere, voellig ruhig und routiniert.
Irgendwann wollten wir dann bezahlen, schliesslich war der Kampf fast vorbei und die gegnerische Armee war dabei sich von der Frontlinie zurueckzuziehen, doch der Kellner war wieder weg. Ich drehte mich also wieder zurueck und siehe da: Er und all das andere Personal unseres Restaurants hatten einen der fliehenden Maenner erwischt und traten zu dritt auf den am Boden liegenden Mann ein. Gottseidank kamen andere zurueck, befreiten den heftig blutenden Mann und schlepten ihn weg.
Zwei bis Drei Stein- und Flaschenwuerfe spaeter kamen die Bediensteten nacheinander zurueck ins Restaurant und nahmen ihre normale Arbeit wieder auf. Wir bezahlten - Trinkgeld gabs keins - und gingen. Dabei bekamen wir noch mit wie die Polizei auf Motorraedern anrueckte. Allerdings schienen diese auf der Seite unseres Restaurantpersonals gewesen zu sein, welches aus unserer Sicht aber eindeutig zur negativen Entwicklung der Situation beigetragen hatte. Ich hoffe nur, die Polizisten haben die fluechtigen, verletzten Kaempfer der, von Seiten des indischen Gesetzes eindeutig als "boese" eingestuften Gegenpartei, nicht gefunden, denn diese Konfrontation haetten diese hoechstwahrscheinlich nicht ueberlebt. So kann man jeden Tag in der Zeitung lesen, dass indische Polizisten dazu neigen, Menschen - nicht selten unschuldige - bei Verhoeren zu erschlagen und wie wir schon von so manch beraubten Reisenden gehoert haben, bestehen sie bei Touris darauf, dass der Geschaedigte zusieht, wie sie dem scheinbaren Taeter mit dem Kantholz zu Leibe ruecken um Informationen aus diesem herauszubekommen. Schliesslich moechten sie ja zeigen, dass sie sich bei der Aufklaerung des Falles alle Muehe geben...
Macht anstreben, fuer Macht im Viertel kaempfen oder vom Gesetz verliehene Macht mit allen Mitteln ausueben: Der ganz normale Alltag eines indischen Restaurantpersonals und dessen Freunde von der indischen Pozilei.

Mittwoch, 11. März 2009

A short story about indian busses



Warum sich Türen nach aussen öffnen, Platz einen dimensionslosen Raum darstellt oder auch die Geschichte von Vomit der kleinen indischen Plastiktüte


Ja liebe Leser heute ist es mal an der Zeit ein wenig von den Verkehrsmitteln unserer Reise zu berichten: vorzugsweise der indische Nahverkehrsbus.

Die lärmenden kleinen Rumpelkisten, ausgestattet mit 4 Rädern (+\- Reifen), 1-2 Einstiegstueren, ca. 20 Sitzen, einem kräftigen Motor und nichtzuvergessen einem Zig-Köpfigem Buspersonal, sind im indischen Nahverkehr kaum wegzudenken. So bringen sie doch einen jeden von A nach B und das zum äußerst kleinen Preis.
Ist der Huegel noch so steil,das Gewässer noch so tief oder der Dschungel zugewuchert wie'd Sau und voller wilder Tiere, mit dem Gaspedal, einer Hupe und etwas Akrobatik aus der Huefte bezwingt der Busfahrer ein jedes Hindernis.

Die wohl eindrucksvollste Erfahrung durften wir eines Morgens auf unserem Weg in den Sueden machen. In aller Herrgottsfrueh um halb sechs bestiegen wir also unseren Bus der uns zurueck in Richtung Kueste bringen sollte. Laut Aussage eines heimischen wuerde der Weg ins ca. 2000m tiefer gelegene Calicut ungefaehr 1,5-2h dauern. "Ein bisschen schneller als der Weg hier rauf!" meinte er und wir stimmten mit einem Nicken zu, geht ja immerhin auch Bergab...aber dazu gleich mehr.
Als wir den aus dem Nichts der Dunkelheit erschienenen Bus voller Erwartungen bestiegen, mussten wir leider gleich feststellen dass schon halb Indien im Bus sitzt und uns nichts als ein Stehplatz bleiben wuerde. Als dann auch das Problem mit dem Gepäck geklärt war liessen auch nach und nach die interessiert dreinblickenden Augenpaare der Fahrgäste von uns ab und schlossen sich um den morgendlichen Schlaf fortzusetzen.


Nach nur wenigen Metern wurde uns klar, dass wir eine wohl anstrengedere Fahrt als erhofft vor uns haben wuerden. Mit Vollgas und Gehupe durch die Dunkelheit, krallten wir uns Kurve rechts, Kurve links ans Gestänge stets der Gefahr bewusst mit dem Kopf bei der naechsten Bodenwelle durch das viel zu niedrige Busdach zu stoßen.

Nun wussten wir was der alte Mann zuvor versucht hat uns zu vermitteln.
So führte uns der Weg den Berg hinab, in Kurven auch scheinbar zeitweise auf zwei Rädern und die Bremse nur als allerletzten Ausweg, von Haltestelle zu Haltestelle.
Leider stiegen an jeder Haltestelle 5 weitere Leute ein und wir wurden so langsam in das Fahrzeuginnere geschoben. Erst in einer Reihe hintereinander, dann das ganze ein wenig enger...dann mussten wir schon zweier Reihen machen...dann das ganze noch ein wenig komprimiert...und raus kommt dabei ein Haufen verwurschtelter Menschen. Festhalten war nicht mehr nötig, man konnte jetzt einfach durch die Menge schaukeln. Voll war der Bus aber noch lange nicht. Da sich die meisten indischen Bustüren nach aussen öffnen lassen hängten sich die nächsten Fahrgäste einfach aussen dran.
Keiner dieser Umstände natürlich durfte Verantwortlich sein für eine Verspätung des Busses, also weiter Vollgas und fleissig am Lenkrad gekurbelt. Eigentlich bestand die Fahrt im Grunde nur aus einer Aneinanderreihung von Überholmannövern, ganz nach dem Motto erst überholen, dann schaun ob was kommt. Glücklicherweise konnte man die Knappheit dieser Aktionen nicht immer mitverfolgen weil die entgegenkommenden Trucks sowieso ohne Licht unterwegs waren. Zitat Christoph: "Wenn ich könnt würd ich vor zum Busfahrer gehn und ihm gscheit a Watschn gebm. Und er wüsst genau wofür die gwesn wär!"
Nun ja, damit musste man sich wohl anfreunden - viel unangenehmer hingegen wurde so langsam die Atemluft im Bus. Leider fühlten die schlummerden Sitzplatzinder nicht dazu veranlasst die Fenster auch nur einen Spalt zu öffnen bzw. machten sie das Fenster einfach wieder zu wenn man es geöffnet hatte.
Als wenn das noch nicht genug gewesen wäre...aber schlimmer geht immer! So ab der Hälfte der Fahrt war wohl der Magen einer Inderin not so amused about des Kurven-Bergab-Gerase und sie fing an lauthals zu würgen. Glücklicherweise war sie geistig stark genug um den Nöten ihres Körpers zu widerstehen bis einer der Busbegleiter ihr unbeeindruckt eine Plastiktüte in die Hand drückte. Damit war die Party eröffnet...der Anfang war getan und Tüten gabs genügend im Bus. Von diesem Angebot wurde auch dankend gebrauch gemacht und letztenendes hat die halbe Sitzplatzcrew mitgefeiert...ein wahres Kotzerama!
Leider bedeutete dieser Umstand noch lange nicht, dass nun ein Fenster geöffnet wurde...ganz im Gegenteil. Versteh das wer will.

Naja einige knapp geschnittene LKW's und ein paar Tüten später waren wir dann endlich am Ziel unserer Reise und konnten wieder frei durchatmen.
Aber wie schon erwähnt, es war Preiswert und der Bus hat uns zu B gebracht, also all cool!

(Die Erzählung beruht auf einer wahren Begebenheit. Für etwaige Übertreibungen ist nicht der Autor verantwortlich, es könnte sich um Druckfehler handeln. Ausserdem: Wenn etwas übertrieben wirkt, dann wenn überhaupt nur ein wenig! Leider muesst ihr euch momentan noch mit Bildern meines Handzs begnuegen...sowas wie nen SD-Carcreader haben wir hier noch nich auftreiben koennen.)
Also denn liebe Gruesse aus Fort Kochin, Boni!

Indien und die Sache mit dem Muell

Indien, ein wunderschoenes Land: Berge, Wuesten, Flusstaeler, Regenwald und Meer. Fuer jeden Geschmack findet sich die passende Landschaft, fuer jeden Sportler die passende Outdooraktivitaet. Ein absoluter Traum... Wenn da nicht der Muell waere... Er ist ueberall; allgegenwaertig. Altes Plastik haengt in den Bauemen, schwimmt in den Fluessen und liegt am Boden, ob nun in der Naehe von Staedten oder im absoluten Nirgendwo; ob nun auf den hoechsten Gipfeln oder in den weiten Ebenen der Wueste. Ganz Inden ist mit einer maechtig dicken Schicht aus Muell ueberzogen: vom hohen Norden bis zur suedlichsten Spitze, komplett zugemuellt. Selbst Neapel scheint hiergegen ein gruenes Paradies zu sein. Jeder der schon einmal in Neapel war, kann sich jetzt ein wages Bild von den Landschaften hier machen.

Dabei ist es nicht so, dass die Inder das stoeren wuerde. Ganz im Gegenteil. Ein Beispiel aus dem Zug: Auf dem Weg von Palolem nach Calicut sassen wir mit drei Indern in einem Abteil, wobei einer staendig in seinem Java-Script-Waelzer blaetterte, es handelte sich also um scheinbar relativ gebildete Inder. Nun wie es in indischen Zuegen so ist, rennen staendig irgendwelche Menschen durch die Sleeperclass, die den Fahrgaesten Sachen verkaufen wollen. Dabei reicht das Angebot von indischem Tee, ueber in Aluschachteln verpacktes Essen bis hin zu Stoffschneuztuechern. Letztere benutzen die Inder allerdings nicht zum Schneuzen - sie rotzen ohnehin alle halbe Stunde mal aus dem Fenster - sondern um sich das Gesicht abzuwischen. Aber das nur nebenbei erwaehnt :-). Nun die drei jungen Maenner neben uns kauften sich also Reis in Aluschaelchen, Tee in Papbechern und Trinkwasser in Plastikflaschen. Sie assen ihren Reis, tranken ihren Tee und ihr Wasser und warfen dann, nachdem sie mit dem Dinner fertig waren einfach Alles aus dem Fenster des Zuges, mitten in der Pampa... Und sie waren keineswegs die einzigen... Einfach jeder einzellner Inder handhabt die Muellentsorgung auf diese Art und Weise.
Angenommen jeder zehnte Inder werfe pro Tag ein Aluschaelchen aus dem Zug und jedes dieser Schaelchen enthalte 10 g Aluminium, dann wuerden in Indien pro Tag 1000 Tonnen Aluminium einfach so aus dem Fenster geworfen werden. Der absolute Hammer. Bei den derzeitigen Preisen fuer Al frage ich mich wieso noch kein Inder auf die Idee gekommen ist als Recyclingmagnat zu den reichsten Menschen der Welt aufzusteigen...

Ein anderes Beispiel aus den mittlerweile weit zurueckliegenden Zeiten unserer Exkursion: waehrend wir mit unserem Exkursionsbus in Rajasthan und Gujarat unterwegs waren, hauffte sich waehrend den Fahrten eine betraechtliche Menge an Muell an, den wir feinsaeuberlich in Papkartons warfen. An den jeweiligen Endhaltestellen in kleinen Doerfern oder grossen Staedten , wurde dann das ganze meist einfach auf die Strasse gekippt. Auf unsere Nachfrage, wie denn der Muell hier in Rajasthan entsorgt wuerde erhielten wir als Antwort meisst, dass es hier keine Muellabfuhr gaebe und die Menschen den Muell vor ihren Geschaeften am Ende des Arbeitstages einfach zu einem kleinen Haeuffchen zusammenkehren und anzuenden wuerden. Aus genau diesem Grunde brennen in ganz Indien, meisst am spaeten Abend, kleine Muellfeuerchen, die ihren Teppich aus beissendem Geruch ueber Staedte und Landschaften legen.
Und das allerschlimmste dabei ist: man hat einfach keine andere Moeglichkeit. Am Anfang unserer Backpackerzeit neigten wir dazu, die leeren Verpackungsgegenstaende in unseren Hosentaschen mit herumzutragen, in der Hoffnung, irgendwo wuerde man irgendwann einen Abfalleimer antreffen. Aber Fakt ist, es gibt keine Abfalleimer - zumindest nicht im Norden des Landes - und so ist man wohl oder uebel gezwungen, die Entsorgung seines Muells ebenfalls so zu handhaben wie alle Anderen. Hier im Sueden (wir sind gerade im Fort Kochi angekommen) ist diese Situation jedoch etwas anders. Es gibt soetwas wie eine Muellabfuhr und ganz selten finden sich auch mal Abfalleimer- aber wirklich nur ganz selten.
Indien, ein scheinbar aufstrebendes Schwellenland - in vielerlei Hinsicht doch einfach nur dritte Welt.
So, beim naechsten Mal gibts wieder erfreulichere Posts ueber eine sehr abenteuerliche Busfahrt und darueber, wie man denn eine "special permission" fuer einen eigentlich wegen Waldgrossbrand geschlossenen Nationalpark bekommt :-)
Bis Bald
Christoph

Samstag, 7. März 2009

Rasieren?!? Pah, Rasieren lassen!

Wie man aus dem Titel dieses Eintrages vielleicht ableiten kann, haben Boni und ich heute zum zweiten Mal die wohltuende Behandlung eines Barbiers ueber uns ergehen lassen. Da dies - wenngleich nicht weniger entspannend und aufregend als beim ersten Mal - jedoch nicht mehr so ungewoehnlich, interessant und neu war, werde ich an dieser Stelle von meinem ersten Besuch bei einem Solchigen berichten. Vor ungefaehr etwas mehr als einer Woche - wir waren gerade in Bhuj um von dort aus die Geologie des Kutch Beckens zu erkunden - kam dem Wolfi und mir die Idee, unseren mittlerweile drei Wochen alten Vollbart von einem der vielen Fachhandwerker professionell entfernen zu lassen. So sind wir also am Abend losgezogen um uns in die Haende des erstbesten Barbiers zu begeben...
An dieser Stelle sollte ich vielleicht kurz beschreiben wie denn so ein typischer Barbiersalon aussieht. Nun, ungefaehr so wie 90% der anderen nordwestindischen Laeden und Geschaefte. Es handelt sich dabei um einen kleinen garagenaehnlichen Raum, der zur Strasse hin mit einem Garagentor am Ende des Arbeitstages geschlossen werden kann. Ja, das trifft es ganz gut, mit europaeischen Massstaeben wuerde man den Salon hoechstwahrscheinlich mit dem Substantiv "Garage" beschreiben. Eine Garage in einer Reihe von sehr Vielen anderen Garagen, die allesamt von beiden Seiten zur Strasse hin offen sind und alle unterschiedliche Waren oder Dienstleistungen anbieten.
In diesem kleinen Raum Stand ein Stuhl mit Kopfstuetze vor einem Spiegel und einem Brett auf dem sich saemtliche fuer eine Rassur benoetigten Utensilien befanden.
Mutig, all unseren Aengsten vor Aids und Hepatitis zum Trotz, begaben wir uns also in den Laden.
Der Barbier begrueste uns fuer die fuer Inder sehr typische, freundliche Art und Weise und bat mich auch gleich auf den Stuhl. Er warf mir ein kleines Handtuch um die Schultern und fragte mich, wie ich denn meine Rassur haben moechte. Ich glaube er hat mein "a woast wos, hau glei ois weg, dann basst des scho." nicht wirklich verstanden und hat gedacht: "Ach, ich habe zwar nicht verstanden was denn der Kunde fuer eine Rassur haben moechte, aber ich verpasse ihm am Besten den selben Bart den ich trage, schliesslich ist das in Indien gerade der absolute Renner. Damit wird er bestimmt zufrieden sein." Nun, diese kleine Verstaendigungsschwierigkeit hat dazu gefuehrt, dass ich am Ende der Behandlung mit einem Oberlippenschnauzer, so wie er wohl am besten zu einem Highwaypolizisten aus den USA der 80er Jahren gepasst haette, den Salon wieder verlassen habe. Was soll ich dazu sagen...ich trage diesen Schnauzer immer noch und finde ihn auf eine nostalgisch-ironische Weise auch noch ziemlich cool :-). Aber gut, zurueck zur Rassur.

Alles begann mit einer Spruehflasche voller Wasser, mit der mir der indische Bartstylist ins Gesicht sprizte. Allerdings passte ihm irgendetwas nicht und da ich nicht drauf kam was es war, spritzte er sich selbst das Wasser in die geoeffneten Augen und meinte:" Its freshing. very nice." Ich lies also meine Augen beim naechsten Anlauf mit etwas Hilfe seiner Finger offen und siehe da, es gibt tatsaechlich kaum etwas erfrischenderes bei trockenen 32 Grad im Schatten als sich Wasser in die Augen zu spritzen - auch wenn es sich anfaenglich schon etwas ungewohnt anfuehlt. Hama wieder was gelernt!

Nachdem mir der Barbier einen Klecks Creme aus einer Zahnpastatube auf die Wange geklekst hat, begann er mit einem Pinsel, den er alle paar Sekunden in ein Wasserschuesselchen tauchte, die Creme auf meinem Bart zu verteilen und zu Rassierschaum aufzuschaeumen.
Nun zeigte er mir sein Rassiermesser, baute die Klinge ab, warf sie mit einem, der alten Klinge geltenden, abfaelligen Blick demonstrativ in den Muell und spannte, wieder laechelnd, eine nagelneuverpackte auf.
Puh, Gottseidank. Jetzt da die Angst vor Krankheiten wie weggeblasen war, konnte ich die Rassur voll und ganz geniessen. Und was soll ich dazu sagen. Es war genial! "Ritsch, Ratsch, Links, Rechts, Oben, Unten, Schab, Schuerf, ein pruefender Blick und fertig". Letztenendes dauerte das Ganze mit Rassierwasserauftragen und Gesichtsmassage ungefaehr 20 Minuten pro Person und kostete 30 Rupies, also umgerechnet 50 Cent. Ein Traum. Nachdem auch der Wolfgang seinen ungewollten, aber doch ziemlich stylischen Oberlippenbart verpasst bekommen hatte, unterhielten wir uns noch ein Weilchen mit dem Barbier, versprachen ihm die Fotos des Rassurerlebnisses fuer seinen Salon zu bringen und verabschiedeten uns schliesslich. Da wir es allerdings nicht auf die Reihe brachten, die Fotos irgendwo auszudrucken, konnten wir unser versprechen leider noch nicht einloesen. Aber wir hoffen, ihm das ganze ueber das Hotel per E-Mail zukommen lassen zu koennen.

Fazit: Es wird mich sehr viel Ueberwindung kosten, mich Zuhause wieder selbst zu rassieren :-)

Freitag, 6. März 2009

Zusammenfassung unserer Exkursion


So liebe Leser, langsam wirds wohl Zeit einen weiteren Eintrag unserem Blog hinzuzufügen. Leider haben uns die doch nicht allzu überragenden technischen Umstände und die spärliche Verfügbarkeit weitestgehend daran gehindert das weltweite Netz aufzusuchen bzw. war unser Feind die mangelde Zeit während der Exkursion. Mitlerrweile ist die Exkursion vorbei und der more or less touristische Part unserer Indienreise erhält Einzug. Darüber werden wir natürlich versuchen ausführlich zu Berichten nun aber erstmal eine kurze Zusammenfassung der Exkursionszeit.


Da Christoph ja bereits über gesellschaftliche Gepflogenheiten des Hupens und unser aller gesundheitliche Zustände berichtet hat, werde ich mich den kulturellen Erfahrungen unserer Reise widmen. (Die Geologie lass ich mal aussen vor, dürfte für den ein oder anderen zu uninteressant sein.)

Begonnen hat unsere Reise mit der Landung in Mumbai bei angenehmen 30 Grad. Leider kamen wir vorerst nicht in den Genuss die Stadt genauer unter die Lupe zu nehmen, denn gleich im Anschluss brachte uns ein lustiger kleiner Rumpelflieger einer indischen Biermarke (Kingfisher) weiter nach Udaipur.

Nach einer kurzen Stadteinfuehrung kamen wir dann erstmal zu unserer verdienten Portion gesunden Schlafs und Tags drauf gings dann rein in die Tiefen der indischen Geologie.

Den genauen Weg unserer bisherigen reise koennt ihr hier auf der Karte verfolgen.



Im grossen und ganzen seht ihr dass wir also schon waehrend der Exkursion gut im Nordwesten Indiens rumgekommen sind, wobei unsere Reise suedlich von Mumbai bereits zu unserer BackpackerZeit zaehlt. Momentan halten wir uns am Strand in Palolem und erholen uns erstmal 4 Tage von den Exkursionsstrapazen. Mehr dazu aber spaeter von Christoph.

Nun gut was gibt es also interessantes zu erzaehlen von unserer Exkursion, weiss gar nicht wo ich anfangen soll.

Wie ebend so ein Exkursionsalltag aussieht begann unser Tag morgens immer recht frueh da viel Strecke zu den Aufschluessen unserer Traume zurueckgelegt werden musste. Speziell fuer diesen Job haben unsere Exkursionsleiter einen lustigen kleinen Reisebus mit wenig Beinfreiheit aber dafuer umsomehr kuscheliger Atmosphaere gewaehlt. Jener Bus, gelenkt von einem der besten indischen Busfahrer und seinem kleinen Bruder der den Job des Winkers oder auch Blinkers uebernahm (man muss hierbei beachten dass es in indien sicherlich nicht einen Job gibt den eine Person erledigt deswegen wuseln immer haufenweise tuechtige Inder umeinander um was auf die Reihe zu kriegen), begleitete uns letztendlich bis nach Ahmedabad von wo aus unsere Exkursion mit einem Flug nach Mumbai ein Ende nahm.
So weiter im Text. Wir haben also mehrmals wahrend den drei Wochen unserer Faulheit beim Stundenlangen Busfahren von A nach B freien Lauf lassen koennen bis uns das Sitzfleisch geblutet hat.
Wie vielleicht nicht zu uebersehen fehlt meinem Beitrag jegliche Struktur aber ich kram grad so in meinem Hirn rum und muede bin ich auch... :D
Ganz abgesehn von der wunderschoenen Natur die im Nordwesten Indiens meist aus karger Wuestenlandschaft oder Steppen besteht war es meistens doch immer wieder atemberaubend seine Blicke in die Ferne der Landschaft schweifen zu lassen oder etwas dem Treiben des indischen Alltags zu -zusehen,-riechen,-hoeren,-schmecken.
Da wir uns bei unseren Stops des oefteren fernab jeglicher Zivilisaton (mal abgesehn von Doerfern in 5 Huettengroesse) bewegt haben kamen wir haeufig in den Genuss uns umringt von einheimischen Kindern und deren Familen wiederzufinden, die ausserst interssiert an uns waren und aus dem Nichts auftauchten. Im Fusball nennt man sowas auch Rudelbildung. Ich wuerde euch gern ein Foto zeigen in dem man das besonders gut nachvollziehen koennte aber der SD-Cardreader funzt hier leider net. Wie dem auch sei, das krasseste Beispiel war eines Morgens als 24 weisse Europaeer zum Fruehstueck in einem kleinen unschuldigen indischen Dorf aus dem Bus sprangen und die einheimischen fest davon ueberzeugt waren wir muessen Hollywoodfilmstars sein und seien hier zu einem Shooting unterwegs. So hat das uns zumindest unser indischer Professor der unsere Reisegruppe begleitet hat uebersezt :D

Angekommen in Jajpur dauerte es auch nicht mehr lange und wir besuchten eine indische Hochzeit. Eingeladen waren wir von unserem indischen Professor denn sein Sohn war der Braeutigam. Also eine indische Hochzeit laeuft schon ganz anders ab als wir das von uns her kennen. Sie geht im Grunde ueber drei lange Tage. Die ersten beiden Tage wird eigentlich nur gut gegessen, natuerlich im freien und mit viel Prunk und trallala, das eine Mal mit den Gaesten der Braut, den naechsten Tag mit den Gaesten des Braeutigams. Am dritten Tage dann beginnt der eigentlich erst interessante Part der Hochzeit. Man trifft sich beim Haus des Braeutigams und wandert ein paar Kilometer durch die Stadt zum Festplatz, dem Ort der Vermaehlung. Natuerlich wandert man nicht normal sondern der Festzug wird begleitet von Trommlern, Blaesern, einem Lichterzug der sich mit einem kleinen laermenden Vehikel mit Dieselmotor auf der Ladeflaeche beschliesst. Ach und natuerlich der Braeutigam der gekleidet wie ein Maharadschar hoch zu Rosse einherschreitet und das ganze Treiben stolz von oben ueberblickt.
Das ein paar Kilometer ziemlich lange dauern koennen merkt man nicht zuletzt schon nach 20 Metern nach denen der Festzug schon 4 mal zum stehen gekommen ist um froehlich zu musiziernen und herumzuhuepfen.
Da in Radhjastan, dem Bundesstaat in dem sich Jaipur befindet, im Februar bis zum Maerz Hochzeitshochsaison ist, haben wir natuerlich unterwegs zum Festplatz sogar noch begegnungen mit andern Hochzeiten gehabt...der einen Braeutigam hatte sogar einen Elefanten...jaja Maenner muessen sich immer Messen, hehe.
Als wir dann nach scheinbar unendlich langen Stunden am Festplatz ankamen wurde natuerlich wieder gegessen, bis endlich auch die Braut auftauchte. Ab diesem Zeitpunkt sassen dann das baldige Ehepaar mindestens 3 Stunden auf einer gut geschmueckten und gut ausgeleuchteten Buehne und durften erstmal tausende von Haenden schuetteln und sich den Fotografen in Pose werfen. Nach schon kurzer Zeit taten uns die beiden armen Seelen da oben auf der Buehne schon richtig leid. Die eigetnliche Trauung war dann unter ausschluss der Gaeste und wurde nur noch im kleinen engen Familienkreis gefeiert.
Im grossen und ganzen kann man sagen hatten wir wirklich Glueck sowas mal miterlebt zu haben. Wenn wir wieder im Lande sind kann man sicher auch das ein oder andere Foto sehn um sich das ganze besser vorstellen zu koennen.


Nach unserem zeremoniellen Teil der Exkursion fuerhte unsere Reise weiter nach Westen ins traumhafte Jaisalmer ziemlich nahe an die Grenze zu Pakistan. Da Pakistan und Indien ja noch nie so recht gute Freunde waren wurde einem bei dem Anblick der auf dem Weg nach Westen stationierten Militaers schon ein wenig komisch im Magen.
Jaisalmer, auch die goldene Stadt genannt, ist wie aus 1001 Nacht und liegt mitten in der Wueste (also fast). Hier sind wir auch zum ersten Mal Touristen ueber den Weg gelaufen und man merkte sofort dass die Indier dort Europaeer schon mehr als gewohnt sind.




Von Jaisalmer aus sind wir dann auch einmal in die richtige Sandduenenwueste aufgebrochen und haben sogar einen Kamelritt in den Sonnenuntergang unternommen (leider war die Sonne von den Wolken verdeckt, aber ich bin mir sicher dass sie trotzdem untergegangen ist!)
Die Bezeichnung Wuestenschiff kann ich nach diesem Ausritt nur bestaetigen. Auf dem Rueckweg hatten wir dann doch noch ein wenig mehr Glueck mit dem Wetter und wir konnten uns abseits von jeder erdenklichen Lichtquelle das atemberaubende Sternenzelt in der Wueste bewundern.


Nach der Sandwueste ging es nach Stundenlange fahrt gen Sueden dann in die Salz-Wueste des Great Rann of Kutch. Kurz gesagt handelt es sich hier wirklich um das nach was es klingt. Der Grunde dafuer ist ein so dermassen flaches Gelaende ueber zig Kilometer erstreckt, dass bei leichtestem Meeresspiegelanstieg weit bis ins Landesinnere ueberflutet wird und dann langsam austrocknet und diese Salzwiesen hinterlaesst (Evaporation und so). Sieht echt gigantisch aus, als ob da jemand mit Zuckerguss gekleckert haette.
Die letzten 5 Tage verbrachten wir also Bhuj im Bundesstaat Gujarat bis wir dann nach erneut langer Fahrt von Ahmedabad aus nach Mumbai zurueckgeflogen sind um den Teil der Exkursion zu beenden und Teil 2 unserer Reise zu beginnen.


So jetzt faellt mir grad zwar noch viel zu viel ein, aber das war dann und dort und sowieso, passt gar nicht ins Konzept und wuerde alles nur noch wirrer machen, deswegen behalt ich das erstmal fuer mich.

Viele liebe Gruesse also aus dem +30 Grad warmen Goa aus Palolem, Boni.





Mensch, Kuh! (Ausruf Monas beim Anblick einer Kuh mitten auf der Strasse)

Eigentlich wollte ich, da ich es nun endlich wieder in ein Internetkaffee geschaft habe, etwas ueber unsere heutige Rollertour entlang der Kueste von Suedgoa berichten, aber nach dem heutigen Abendessen muss ich mich einfach ueber das Arbeitsverhalten der Inder aufregen. Und damit meine ich keines falls, dass sie faul waeren oder Aehnliches; nein ganz im Gegenteil. Da wo mehrere Inder auf einem Hauffen zusammentreffen herrscht sofort ein geschaeftiges Surren, wie das Summen in einem Bienenstock voller arbeitender, fleissiger Bienchen - Nur dass bei den Bienen meistens etwas Gescheites dabei rauskommt. Ein Beispiel hierfuehr vom heutigen Abendessen: Einer der vier planlos herumstehenden Kellner kommt zu uns an den Tisch und nimmt die Bestellung auf. Dabei schreibt er auf seinem Zettel das bestellte Gericht Wort fuer Wort, was bei einem Namen wie: "original Keralla Fischteller mit Haifischsteak, Tunfisch, Krabben, Calamari in Kokosnusssosse mit extra Reis" durchaus eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt. Anschliesend verlaesst er den Tisch. Kaum ist er hinter dem Tresen verschwunden beginnt eine heftige Diskussion zwischen den Kellnern, worauf er wieder zurueck kommt und beschaemt nachfragt. Man erklaert also nochmal was man denn gerne haben moechte und zeigt es ihm in der Karte. Er nimmt die Karte, haelt seinen Finger ganz fest auf die Stelle die man ihm gezeigt hat und zieht sich erneut hinter den Tresen zurueck. Eine weitere, heftige Diskussion entbrennt zwischen dem Personal, woraufhin ein anderer Kellner an unseren Tisch kommt und nachfragt. Nachdem mit ihm die selbe Prozedur nocheinmal durchlaufen wurde, gelangt die Bestellung endlich an die Kueche und erreicht in fruehestens einer dreiviertel Stunde unseren Tisch, wobei die Sosse mit dem Fisch eine halbe Stunde eher kommt als der Reis dazu...und das obwohl es das hoch angepriesene Tagesgericht ist...

Ein weiteres Beispiel: Der Winker im Bus. Im Rahmen der Geologie-exkursion stand uns die letzten drei Wochen ein gemieteter Bus zur Verfuegung, der uns von Aufschluss (Ort an dem Gesteine zu Tage treten) zu Aufschluss gefahren hat. Die gesamten drei Wochen war neben dem Busfahrer noch ein Winker mit an Bord, dessen einzige Aufgabe es war, dem Fahrer mittels Handzeichen den Weg zu weisen, wenn denn dieser einmal in die Situation kam rueckwaerts ausparken zu muessen.
Allerdings muss der Fairness halber gesagt werden, dass es ohne den Winker sicherlich nicht halb so lustig gewesen waere. Waerend wir uns vom Bus aus aufgemacht haben, in das geologisch Interessante Umland zu wandern, hat sich unsere Busbesatzung meistens einen Baum gesucht unter dem sie auf uns gewartet hat. Dabei war es nicht selten der Fall, dass wir bei unserer Rueckkehr beobachten konnten, wie die beiden am Baum hangelnd gegeneinander gekaempft, sich gegenseitig mit steinen beworfen, oder sich auch nur unglaublich gekitzelt haben - stets ueber beide Ohren grinsend.
Oder eines Tages nach dem gemeinsamen Abendessen in einem Indian Fast Food Restaurant, hatte der Fahrer den Bus ungluecklicherweise so geparkt, dass der Einstieg fuer uns direkt hinter einem Kuhfladen war. Wir sind also nacheinander in den Bus eingestiegen, wobei der Fahrer und sein Winker uns dabei beobachtet haben. Nach den ersten drei Personen haben sie angefangen lauthals zu lachen und zu kichern. Als wir dann schliesslich alle im Bus waren stellten wir fest was sie so komisch gefunden hatten: Jeder Einzellne von uns ist beim Einsteigen in den Bus in die Kuhhinterlassenschaft getreten und hat den ganzen Dreck im Bus verteilt.
Anstatt uns allerdings bescheid zu geben - schliesslich war es unter anderem auch die Aufgabe der Buscrew jeden Abend den Bus zu reinigen - dass wir hier ihren Bus verdreckten und doch lieber aufpassen sollten, haben die beiden einen spaeteren Feierabend in Kauf genommen um bei dem Anblick wie wir alle nacheinander in den Kuhfladen treten vor lachen fast zu weinen. (Sie wurden dann allerdings fuer ihren erschwerten Arbeitstag von unseren Dozenten reichlich entschaedigt :-)

"Winkerlike" Jobs gibt es in Indien en mass: Den Trillerpfeiffenparkplatzzuweiser der fuer zwei ganze Parkplaetze zustaendig ist und den ganzen Tag lang in seine Trillerpfeiffe pfeifft, ob jetzt ein Auto einparkt oder nicht, den Kassierer, den Platzzuweiser und den Unterhalter von Kassierer und Platzzuweiser in einem Stadtbus, und so weiter uns so fort. Es gibt in diesem Land keinen einzigen Job, der von nur einem einzigen Menschen ausgefuehrt werden koennte und wenn doch, so ist es meisst ein recht sinnloser Job.
So, nun aber genug. Am Schluss sei noch gesagt, so planlos, unautomatisiert und unselbststaendig die Inder auch sind, so lustig und freundlich sind sie.
Um es mit den Worten von Rajiv zu sagen, dem PhD Studenten aus Jaipur, der uns auf unserer Exkursion begleitet hat: "Man kann Indien nicht mit Deutschland vergleichen. Ihr habt Zuege die annaehernd 300 km\h fahren. Hier fahren sie aller hoechstens 100 km\h. Indien ist einfach langsamer, auf eine gewisse Art und Weise Gemuetlicher." Und das trifft den Nagel auf den Kopf. Wenn man diesen Satz im Hinterkopf behaelt, so ist es gar nicht mehr so schlimm 1,5 h auf das Essen zu warten. So ist Inden halt. Andere Massstaebe, andere Werte und eine komplett andere Sicht der Dinge.

Montag, 23. Februar 2009

Jaisalmer

Endlich. Endlich habe ich es nach 2 Wochen geschaft, den ersten Blogeintrag aus Indien online zu stellen. Bisher war dies aufgrund des relativ vollen Exkursionsplans und der fast zu vernachlaessigenden Internetcafedichte an den Orten an denen wir uns aufgehalten haben etwas schwierig. Natuerlich habe ich die letzten Tage fleissig Tagebuch gefuert und muesste die Eintraege darin nur abtippen. Aber wie das so ist, liegt das Tagebuch im Hotel und ich sitze mitten in der wunderschoenen Wuestenstadt Jaisalmer in einem Internetcafe welches Teil einer "German Bakery" ist in der es jedoch enttaeuschenderweise keine Brezen zu kaufen gibt... :-)

Langsam gewoenen sich alle an Indien.
Die obligatorische Durchfallwelle ist bei den meisten gluecklich ueberstanden und bei dem ein oder anderen einer grausigen Verstopfung gewichen. Allgemein ist hier die Konsistenz des Stuhles zu einem der beliebtesten Themen unter den Exkursionsteilnehmern geworden, zumal es hierrueber neben der faszinierenden Geologie und der komplett anderen Kulutur jeden Tag am meisten Neues zu erzaelen gibt und wenn jemand von seinem Stuhl behaupten kann er sei "normal" so ist dies durchaus ein Grund eine grosse Party zu feiern... Bis jetzt hatten wir noch keine grosse Pary... :-)

Um Indien im allgemeinen zu beschreiben bietet sich der Lieblingsausdruck der Inder wohl am besten an: "same same, but different!" Indien ist Anders. Indien sieht anders aus, riecht anders, schmeckt anders, klingt anders und vor allen Dingen ist es lauter. Es gibt wohl auf dem ganzen Subkontinent keinen Ort an dem vollkommene Stille herrscht. Irgendwo klingelt immer ein Handy oder hupt ein Auto. Ein Inder ohne Hupe ist wie ein Vogel ohne Fluegel. Ohne Hupe kann er hier nicht lange ueberleben. Die Inder hupen bei Gefahrensituationen, bei Ueberhohlvorgaengen um dem Ueberholten anzudeuten, dass er gerade ueberholt wird und kurze Zeit spaeter, dass er gerade ueberholt wurde. Sie lassen ihr Hupsignal erklingen wenn gerade eine Kuh mitten auf der Autobahn einem Reisebus auf der gleichen Spur entgegenkommt auf der gerade ein LKW einen Anderen ueberholt und ungefaehr 10 Meter vor dem ganzen Geschehen 50 Inder gemuetlich ueber die Strasse schlendern. Sie hupen um sich gegenseitig zu gruesen, bei normalem Gegenverkehr, aus Langeweile, aus Aerger, aus Freude, aus Traurigkeit und aus Liebe... Ja es scheint kein Gefuel zu geben, dass man nicht mitten in der Nacht, mitten in der Stadt durch ein inniges Hupen ausdruecken koennte und sei es nur, um allen anderen ihren neuen Hupton vorzufuehren. Und weil sich bei mehr als einer Milliarde Menschen immer irgendwo irgendwer findet, der gerade das selbe Gefuehl empfindet, hupt derjenige natuerlich aus Solidaritaet gleich mal mit. Und so liegt ueber ganz Indien staendig ein mystischer Hupklang, der meiner Meinung nach das wohl charakteristischste Merkmal fuer dieses wunderschoene Land ist. Sollte mich eines Tages irgendjemand darum bitten Indien mit einem Wort zu beschreiben, so werde ich antworten: "Hupe!" :-)

Soweit so gut, die Anderen wollen ins Hotel zurueck und weil ich durchaus auch schon ueberaus muede bin, werde ich mich ihnen anschliessen. Ich hoffe die naechsten Tage bald wieder die Moeglichkeit zu haben einen weiteren Eintrag online zu stellen. Bis dahin viele Gruesse nach Hause und bis bald

Mittwoch, 4. Februar 2009

Vorbereitung

Bald ist es soweit.

Erst waren es Monate, dann Wochen und nun haben wir nur noch wenige Tage vor uns, bis wir uns auf unsere so lang herbeigesehnte Reise ins ferne Indien begeben werden.

Am Anfang war eine Liste irgendwo an einem schwarzen Brett irgendwo im Institut für Geologie des Geozentrums Nordbayern der Friedrich-Alexanderuniversität Erlangen Nürnberg. Es gab eine Vorbesprechung, gefolgt von einem Seminar in dem jeder Teilnehmer über ein bestimmtes geologisches oder paläontologisches Thema im Zusammenhang mit der Exkursion referierte (Ich werde versuchen, zu den jeweiligen Exkursionsstopps das ein oder andere passende Vortragshandout – natürlich mit der Zustimmung des jeweiligen Verfassers – hier einzufügen).

Den krönenden Abschluss der Vorbereitung bildete ein Schmankerl der ganz besonderen Art: Ein indischer Abend mit echtem indischen Essen, gekocht von einer echten Inderin (der Frau unseres Paläontologieprofessors Prof. Dr. F.T. Fürsich), das wir auch typisch indisch mit der rechten Hand zu uns nehmen mussten – eine Aufgabe die sich einfacher anhört als sie tatsächlich war/ist.

Das erste Problem hierbei war sicherlich die linke Hand davon abzuhalten „mitzuessen“. Da zumindest ich es gewohnt bin, die Gabel mit der Linken zu halten, war ich ständig versucht diese auch für das ergreifen der in Soße schwimmenden Reiskörner zu verwenden. Leider ist die linke Hand in Indien aber die schmutzige Hand. Aufgrund von mangelndem Toilettenpapier wird diese dort hauptsächlich zum reinigen der, vom Toilettenbesuch beanspruchten Körperpartien verwendet.

Man sollte sich daher auch davor hüten einem Inder die linke Hand zum Gruße entgegenzustrecken, würde der dies verständlicherweise als Beleidigung auffassen.

Die nächste Schwierigkeit war der Essvorgang an sich. Wie bringt man Reis mit Käsestücken und Soße am besten in den vor Hunger weit aufgerissenen Rachen?

Nun, nachdem verschiedenste Methoden ausprobiert wurden und jämmerlich scheiterten, kam mein Geologiestudentenkollege und Experte für innovative Nahrungsaufnahme Ferdl S. auf eine glorreiche Idee: Man nehme einen großen Batzen des Essens mit der Hand auf, führe den Daumen anschließend über die triefende Masse hinweg zum kleinen Finger, halte die Hand vor den Mund und schiebe von hinten mit dem Daumen bis die aufgeladene Nahrung gänzlich darin verschwunden ist. Jedem, der eines Tages vor einem Teller Reis mit Soße steht, jedoch kein Besteck zur Verfügung hat, sei diese Methode wärmstens ans Herz gelegt.

Des Weiteren erübrigt es sich zu erwähnen, dass es sinnlos ist, sich wärend dem Essvorgang die Hände abzuwischen :-).

Nachdem die Schlacht mit dem Essen zu unseren Gunsten entschieden war, wurden wir mit einem Diavortrag über die letzte Indienexkursion und abschließenden Tipps in die lange Zeit des Entgegenfieberns entlassen.

Nun, seit diesem Tag sitze ich vor meiner Uhr und zähle die Sekunden bis es endlich soweit ist; Bis wir am Montag den 09.02. um 14:25 Uhr in München unser Flugzeug besteigen, um in eine andere Welt zu reisen; eine Welt fernab der gewohnten Heimat, eine Welt voller neuer Geräusche, Düfte und Erfahrungen.

Indien ich komme!


Der erste Post

Sei mir gegrüßt, Leser unseres Indienblogs


Du fragst Dich jetzt sicher: „Was mache ich eigentlich auf dieser Internetseite“ und „Na gut, wenn ich schon einmal da bin, was erwartet mich hier?“

Nun, so genau kann ich das leider noch nicht beantwortet. Es sei nur soviel gesagt, dass es sicherlich etwas Außergewöhnliches, etwas Faszinierendes und Mitreißendes sein wird, Etwas, das Dein Denken und Handeln beeinflussen – und Deinen Horizont um ganze Universen erweitern wird. Du wirst nach dem Lesen dieses Blogs nur noch zwei Gedanken haben:

1. „Ich will nach Indien“ und

2. „Ich will Geologie studieren“

…oder zumindest so ähnlich.

Boni Bohnsack der I. und ich werden versuchen unsere Erlebnisse und Eindrücke der ersten Erlanger Indienexkursion unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Helga De Wall und Herrn Prof. Dr. Franz T. Fürsich hier so spannend wie möglich darzustellen. Natürlich wird dabei auch das Hauptanliegen der Exkursion - die Geologie - nicht zu kurz kommen.

Die Berichterstattung wird sich in zwei Phasen gliedern. Erstere wird die oben genannte Exkursion sein, Zweitere die anschließende Rucksackreise, deren Ziel noch nicht genau feststeht, die uns aber höchstwahrscheinlich an das Kap Indiens führen wird.


Sollte ich Dich hiermit geködert haben, so wird Deine nächste Frage sicherlich lauten: „Wer ist es eigentlich, der diesen Blog schreibt?“


Aus diesem Grunde möchte ich uns hier kurz vorstellen.


Der eine Schreiberling, „Daniel Bohnsack“, genannt „der Boni“, oder von manch weiblicher Mitbewohnerin „die Bone“, lässt sich mit drei einfachen Worten eindeutig beschreiben: intelligent, reich und sexy.

Der Andere bin ich, Christoph G. Weinzierl, genannt Christoph G. Weinzierl. Zu meiner Beschreibung in drei einfachen Worten: notorischer, Kommafalschsetzer, in wenigen Jahren glatzköpfig und (Bonis Beschreibung)² ;-)

Soweit so gut.

Wir wünschen Dir viel Spaß beim Lesen unseres Indienblogs und würden uns über den ein oder anderen Kommentar durchaus freuen