Samstag, 7. März 2009

Rasieren?!? Pah, Rasieren lassen!

Wie man aus dem Titel dieses Eintrages vielleicht ableiten kann, haben Boni und ich heute zum zweiten Mal die wohltuende Behandlung eines Barbiers ueber uns ergehen lassen. Da dies - wenngleich nicht weniger entspannend und aufregend als beim ersten Mal - jedoch nicht mehr so ungewoehnlich, interessant und neu war, werde ich an dieser Stelle von meinem ersten Besuch bei einem Solchigen berichten. Vor ungefaehr etwas mehr als einer Woche - wir waren gerade in Bhuj um von dort aus die Geologie des Kutch Beckens zu erkunden - kam dem Wolfi und mir die Idee, unseren mittlerweile drei Wochen alten Vollbart von einem der vielen Fachhandwerker professionell entfernen zu lassen. So sind wir also am Abend losgezogen um uns in die Haende des erstbesten Barbiers zu begeben...
An dieser Stelle sollte ich vielleicht kurz beschreiben wie denn so ein typischer Barbiersalon aussieht. Nun, ungefaehr so wie 90% der anderen nordwestindischen Laeden und Geschaefte. Es handelt sich dabei um einen kleinen garagenaehnlichen Raum, der zur Strasse hin mit einem Garagentor am Ende des Arbeitstages geschlossen werden kann. Ja, das trifft es ganz gut, mit europaeischen Massstaeben wuerde man den Salon hoechstwahrscheinlich mit dem Substantiv "Garage" beschreiben. Eine Garage in einer Reihe von sehr Vielen anderen Garagen, die allesamt von beiden Seiten zur Strasse hin offen sind und alle unterschiedliche Waren oder Dienstleistungen anbieten.
In diesem kleinen Raum Stand ein Stuhl mit Kopfstuetze vor einem Spiegel und einem Brett auf dem sich saemtliche fuer eine Rassur benoetigten Utensilien befanden.
Mutig, all unseren Aengsten vor Aids und Hepatitis zum Trotz, begaben wir uns also in den Laden.
Der Barbier begrueste uns fuer die fuer Inder sehr typische, freundliche Art und Weise und bat mich auch gleich auf den Stuhl. Er warf mir ein kleines Handtuch um die Schultern und fragte mich, wie ich denn meine Rassur haben moechte. Ich glaube er hat mein "a woast wos, hau glei ois weg, dann basst des scho." nicht wirklich verstanden und hat gedacht: "Ach, ich habe zwar nicht verstanden was denn der Kunde fuer eine Rassur haben moechte, aber ich verpasse ihm am Besten den selben Bart den ich trage, schliesslich ist das in Indien gerade der absolute Renner. Damit wird er bestimmt zufrieden sein." Nun, diese kleine Verstaendigungsschwierigkeit hat dazu gefuehrt, dass ich am Ende der Behandlung mit einem Oberlippenschnauzer, so wie er wohl am besten zu einem Highwaypolizisten aus den USA der 80er Jahren gepasst haette, den Salon wieder verlassen habe. Was soll ich dazu sagen...ich trage diesen Schnauzer immer noch und finde ihn auf eine nostalgisch-ironische Weise auch noch ziemlich cool :-). Aber gut, zurueck zur Rassur.

Alles begann mit einer Spruehflasche voller Wasser, mit der mir der indische Bartstylist ins Gesicht sprizte. Allerdings passte ihm irgendetwas nicht und da ich nicht drauf kam was es war, spritzte er sich selbst das Wasser in die geoeffneten Augen und meinte:" Its freshing. very nice." Ich lies also meine Augen beim naechsten Anlauf mit etwas Hilfe seiner Finger offen und siehe da, es gibt tatsaechlich kaum etwas erfrischenderes bei trockenen 32 Grad im Schatten als sich Wasser in die Augen zu spritzen - auch wenn es sich anfaenglich schon etwas ungewohnt anfuehlt. Hama wieder was gelernt!

Nachdem mir der Barbier einen Klecks Creme aus einer Zahnpastatube auf die Wange geklekst hat, begann er mit einem Pinsel, den er alle paar Sekunden in ein Wasserschuesselchen tauchte, die Creme auf meinem Bart zu verteilen und zu Rassierschaum aufzuschaeumen.
Nun zeigte er mir sein Rassiermesser, baute die Klinge ab, warf sie mit einem, der alten Klinge geltenden, abfaelligen Blick demonstrativ in den Muell und spannte, wieder laechelnd, eine nagelneuverpackte auf.
Puh, Gottseidank. Jetzt da die Angst vor Krankheiten wie weggeblasen war, konnte ich die Rassur voll und ganz geniessen. Und was soll ich dazu sagen. Es war genial! "Ritsch, Ratsch, Links, Rechts, Oben, Unten, Schab, Schuerf, ein pruefender Blick und fertig". Letztenendes dauerte das Ganze mit Rassierwasserauftragen und Gesichtsmassage ungefaehr 20 Minuten pro Person und kostete 30 Rupies, also umgerechnet 50 Cent. Ein Traum. Nachdem auch der Wolfgang seinen ungewollten, aber doch ziemlich stylischen Oberlippenbart verpasst bekommen hatte, unterhielten wir uns noch ein Weilchen mit dem Barbier, versprachen ihm die Fotos des Rassurerlebnisses fuer seinen Salon zu bringen und verabschiedeten uns schliesslich. Da wir es allerdings nicht auf die Reihe brachten, die Fotos irgendwo auszudrucken, konnten wir unser versprechen leider noch nicht einloesen. Aber wir hoffen, ihm das ganze ueber das Hotel per E-Mail zukommen lassen zu koennen.

Fazit: Es wird mich sehr viel Ueberwindung kosten, mich Zuhause wieder selbst zu rassieren :-)

2 Kommentare:

  1. Ein Traum. :) Hab das mit dem Wasser auch hier mal ausprobiert - anfangs erfrischend, sobald es dann anfängt zu gefrieren, kann ich raten eine frische Tasse Tee dabei zu haben. Ein sehr spezielles Erlebnis.

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  2. oh christoph stell mal ein foto von euch rein mit eurem schnauzer :) bin schon gespannt!!

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