Mittwoch, 11. März 2009

Indien und die Sache mit dem Muell

Indien, ein wunderschoenes Land: Berge, Wuesten, Flusstaeler, Regenwald und Meer. Fuer jeden Geschmack findet sich die passende Landschaft, fuer jeden Sportler die passende Outdooraktivitaet. Ein absoluter Traum... Wenn da nicht der Muell waere... Er ist ueberall; allgegenwaertig. Altes Plastik haengt in den Bauemen, schwimmt in den Fluessen und liegt am Boden, ob nun in der Naehe von Staedten oder im absoluten Nirgendwo; ob nun auf den hoechsten Gipfeln oder in den weiten Ebenen der Wueste. Ganz Inden ist mit einer maechtig dicken Schicht aus Muell ueberzogen: vom hohen Norden bis zur suedlichsten Spitze, komplett zugemuellt. Selbst Neapel scheint hiergegen ein gruenes Paradies zu sein. Jeder der schon einmal in Neapel war, kann sich jetzt ein wages Bild von den Landschaften hier machen.

Dabei ist es nicht so, dass die Inder das stoeren wuerde. Ganz im Gegenteil. Ein Beispiel aus dem Zug: Auf dem Weg von Palolem nach Calicut sassen wir mit drei Indern in einem Abteil, wobei einer staendig in seinem Java-Script-Waelzer blaetterte, es handelte sich also um scheinbar relativ gebildete Inder. Nun wie es in indischen Zuegen so ist, rennen staendig irgendwelche Menschen durch die Sleeperclass, die den Fahrgaesten Sachen verkaufen wollen. Dabei reicht das Angebot von indischem Tee, ueber in Aluschachteln verpacktes Essen bis hin zu Stoffschneuztuechern. Letztere benutzen die Inder allerdings nicht zum Schneuzen - sie rotzen ohnehin alle halbe Stunde mal aus dem Fenster - sondern um sich das Gesicht abzuwischen. Aber das nur nebenbei erwaehnt :-). Nun die drei jungen Maenner neben uns kauften sich also Reis in Aluschaelchen, Tee in Papbechern und Trinkwasser in Plastikflaschen. Sie assen ihren Reis, tranken ihren Tee und ihr Wasser und warfen dann, nachdem sie mit dem Dinner fertig waren einfach Alles aus dem Fenster des Zuges, mitten in der Pampa... Und sie waren keineswegs die einzigen... Einfach jeder einzellner Inder handhabt die Muellentsorgung auf diese Art und Weise.
Angenommen jeder zehnte Inder werfe pro Tag ein Aluschaelchen aus dem Zug und jedes dieser Schaelchen enthalte 10 g Aluminium, dann wuerden in Indien pro Tag 1000 Tonnen Aluminium einfach so aus dem Fenster geworfen werden. Der absolute Hammer. Bei den derzeitigen Preisen fuer Al frage ich mich wieso noch kein Inder auf die Idee gekommen ist als Recyclingmagnat zu den reichsten Menschen der Welt aufzusteigen...

Ein anderes Beispiel aus den mittlerweile weit zurueckliegenden Zeiten unserer Exkursion: waehrend wir mit unserem Exkursionsbus in Rajasthan und Gujarat unterwegs waren, hauffte sich waehrend den Fahrten eine betraechtliche Menge an Muell an, den wir feinsaeuberlich in Papkartons warfen. An den jeweiligen Endhaltestellen in kleinen Doerfern oder grossen Staedten , wurde dann das ganze meist einfach auf die Strasse gekippt. Auf unsere Nachfrage, wie denn der Muell hier in Rajasthan entsorgt wuerde erhielten wir als Antwort meisst, dass es hier keine Muellabfuhr gaebe und die Menschen den Muell vor ihren Geschaeften am Ende des Arbeitstages einfach zu einem kleinen Haeuffchen zusammenkehren und anzuenden wuerden. Aus genau diesem Grunde brennen in ganz Indien, meisst am spaeten Abend, kleine Muellfeuerchen, die ihren Teppich aus beissendem Geruch ueber Staedte und Landschaften legen.
Und das allerschlimmste dabei ist: man hat einfach keine andere Moeglichkeit. Am Anfang unserer Backpackerzeit neigten wir dazu, die leeren Verpackungsgegenstaende in unseren Hosentaschen mit herumzutragen, in der Hoffnung, irgendwo wuerde man irgendwann einen Abfalleimer antreffen. Aber Fakt ist, es gibt keine Abfalleimer - zumindest nicht im Norden des Landes - und so ist man wohl oder uebel gezwungen, die Entsorgung seines Muells ebenfalls so zu handhaben wie alle Anderen. Hier im Sueden (wir sind gerade im Fort Kochi angekommen) ist diese Situation jedoch etwas anders. Es gibt soetwas wie eine Muellabfuhr und ganz selten finden sich auch mal Abfalleimer- aber wirklich nur ganz selten.
Indien, ein scheinbar aufstrebendes Schwellenland - in vielerlei Hinsicht doch einfach nur dritte Welt.
So, beim naechsten Mal gibts wieder erfreulichere Posts ueber eine sehr abenteuerliche Busfahrt und darueber, wie man denn eine "special permission" fuer einen eigentlich wegen Waldgrossbrand geschlossenen Nationalpark bekommt :-)
Bis Bald
Christoph

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