Freitag, 6. März 2009

Mensch, Kuh! (Ausruf Monas beim Anblick einer Kuh mitten auf der Strasse)

Eigentlich wollte ich, da ich es nun endlich wieder in ein Internetkaffee geschaft habe, etwas ueber unsere heutige Rollertour entlang der Kueste von Suedgoa berichten, aber nach dem heutigen Abendessen muss ich mich einfach ueber das Arbeitsverhalten der Inder aufregen. Und damit meine ich keines falls, dass sie faul waeren oder Aehnliches; nein ganz im Gegenteil. Da wo mehrere Inder auf einem Hauffen zusammentreffen herrscht sofort ein geschaeftiges Surren, wie das Summen in einem Bienenstock voller arbeitender, fleissiger Bienchen - Nur dass bei den Bienen meistens etwas Gescheites dabei rauskommt. Ein Beispiel hierfuehr vom heutigen Abendessen: Einer der vier planlos herumstehenden Kellner kommt zu uns an den Tisch und nimmt die Bestellung auf. Dabei schreibt er auf seinem Zettel das bestellte Gericht Wort fuer Wort, was bei einem Namen wie: "original Keralla Fischteller mit Haifischsteak, Tunfisch, Krabben, Calamari in Kokosnusssosse mit extra Reis" durchaus eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt. Anschliesend verlaesst er den Tisch. Kaum ist er hinter dem Tresen verschwunden beginnt eine heftige Diskussion zwischen den Kellnern, worauf er wieder zurueck kommt und beschaemt nachfragt. Man erklaert also nochmal was man denn gerne haben moechte und zeigt es ihm in der Karte. Er nimmt die Karte, haelt seinen Finger ganz fest auf die Stelle die man ihm gezeigt hat und zieht sich erneut hinter den Tresen zurueck. Eine weitere, heftige Diskussion entbrennt zwischen dem Personal, woraufhin ein anderer Kellner an unseren Tisch kommt und nachfragt. Nachdem mit ihm die selbe Prozedur nocheinmal durchlaufen wurde, gelangt die Bestellung endlich an die Kueche und erreicht in fruehestens einer dreiviertel Stunde unseren Tisch, wobei die Sosse mit dem Fisch eine halbe Stunde eher kommt als der Reis dazu...und das obwohl es das hoch angepriesene Tagesgericht ist...

Ein weiteres Beispiel: Der Winker im Bus. Im Rahmen der Geologie-exkursion stand uns die letzten drei Wochen ein gemieteter Bus zur Verfuegung, der uns von Aufschluss (Ort an dem Gesteine zu Tage treten) zu Aufschluss gefahren hat. Die gesamten drei Wochen war neben dem Busfahrer noch ein Winker mit an Bord, dessen einzige Aufgabe es war, dem Fahrer mittels Handzeichen den Weg zu weisen, wenn denn dieser einmal in die Situation kam rueckwaerts ausparken zu muessen.
Allerdings muss der Fairness halber gesagt werden, dass es ohne den Winker sicherlich nicht halb so lustig gewesen waere. Waerend wir uns vom Bus aus aufgemacht haben, in das geologisch Interessante Umland zu wandern, hat sich unsere Busbesatzung meistens einen Baum gesucht unter dem sie auf uns gewartet hat. Dabei war es nicht selten der Fall, dass wir bei unserer Rueckkehr beobachten konnten, wie die beiden am Baum hangelnd gegeneinander gekaempft, sich gegenseitig mit steinen beworfen, oder sich auch nur unglaublich gekitzelt haben - stets ueber beide Ohren grinsend.
Oder eines Tages nach dem gemeinsamen Abendessen in einem Indian Fast Food Restaurant, hatte der Fahrer den Bus ungluecklicherweise so geparkt, dass der Einstieg fuer uns direkt hinter einem Kuhfladen war. Wir sind also nacheinander in den Bus eingestiegen, wobei der Fahrer und sein Winker uns dabei beobachtet haben. Nach den ersten drei Personen haben sie angefangen lauthals zu lachen und zu kichern. Als wir dann schliesslich alle im Bus waren stellten wir fest was sie so komisch gefunden hatten: Jeder Einzellne von uns ist beim Einsteigen in den Bus in die Kuhhinterlassenschaft getreten und hat den ganzen Dreck im Bus verteilt.
Anstatt uns allerdings bescheid zu geben - schliesslich war es unter anderem auch die Aufgabe der Buscrew jeden Abend den Bus zu reinigen - dass wir hier ihren Bus verdreckten und doch lieber aufpassen sollten, haben die beiden einen spaeteren Feierabend in Kauf genommen um bei dem Anblick wie wir alle nacheinander in den Kuhfladen treten vor lachen fast zu weinen. (Sie wurden dann allerdings fuer ihren erschwerten Arbeitstag von unseren Dozenten reichlich entschaedigt :-)

"Winkerlike" Jobs gibt es in Indien en mass: Den Trillerpfeiffenparkplatzzuweiser der fuer zwei ganze Parkplaetze zustaendig ist und den ganzen Tag lang in seine Trillerpfeiffe pfeifft, ob jetzt ein Auto einparkt oder nicht, den Kassierer, den Platzzuweiser und den Unterhalter von Kassierer und Platzzuweiser in einem Stadtbus, und so weiter uns so fort. Es gibt in diesem Land keinen einzigen Job, der von nur einem einzigen Menschen ausgefuehrt werden koennte und wenn doch, so ist es meisst ein recht sinnloser Job.
So, nun aber genug. Am Schluss sei noch gesagt, so planlos, unautomatisiert und unselbststaendig die Inder auch sind, so lustig und freundlich sind sie.
Um es mit den Worten von Rajiv zu sagen, dem PhD Studenten aus Jaipur, der uns auf unserer Exkursion begleitet hat: "Man kann Indien nicht mit Deutschland vergleichen. Ihr habt Zuege die annaehernd 300 km\h fahren. Hier fahren sie aller hoechstens 100 km\h. Indien ist einfach langsamer, auf eine gewisse Art und Weise Gemuetlicher." Und das trifft den Nagel auf den Kopf. Wenn man diesen Satz im Hinterkopf behaelt, so ist es gar nicht mehr so schlimm 1,5 h auf das Essen zu warten. So ist Inden halt. Andere Massstaebe, andere Werte und eine komplett andere Sicht der Dinge.

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